In diesem Artikel geht es um die “Lotterie-Funktion”, die eine bedeutende Rolle beim Witnessed-Prozess im Helium Mining spielt. Viele Helium Neueinsteiger und eventuell auch einige, die sich schon länger mit dem Helium-Netzwerk beschäftigen, haben noch nie etwas von dem genauen Ablauf der “Lotterie Funktion” gehört. Das liegt nicht zuletzt daran, dass dieser Prozess bei den meisten Helium Minern nicht sichtbar ist. Dank eines von der Community entwickelten Tools, welches ich auf meinem Pisces P100 Miners installiert habe, ist es mir möglich, diese Funktion mit Zahlen zu belegen und so dem Ganzen ein „Gesicht zu geben“.
Bis zu 14 Miner können einen Reward erhalten
Also, worum geht es überhaupt? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir etwas tiefer in den Wittness Prozess einsteigen. Sobald ein Miner einen Bacon aussendet, melden alle Hotspots, die dieses Signal empfangen haben RSSI und SNR Werte an die mit ihnen verbundenen Validatoren zurück. Geschieht dies in einer bestimmten Zeit und liegen die gemeldeten Werte in einem durch physikalische Gesetzmäßigkeiten definierten Bereich, so ist euer Miner dazu berechtigt für diese Rückmeldung auch einen Reward zu erhalten. Haben maximal 13 andere Miner ebenfalls erfolgreich die Werte zurückgemeldet, so erhalten alle Miner einen Reward,, bei denen die RSSI und SNR-Werte in dem vordefinierten Bereich liegen.
Was passiert, wenn insgesamt mehr als 14 Helium Miner den empfangenen Beacon rechtzeitig an den zuständigen Validator melden?
Jetzt kommt die “Lotterie-Funktion” zum tragen. Unabhängig davon, ob die übermittelten RSSI und SNR Werte am Ende auch dazu berechtigt sind mit einem Reward belohnt zu werden oder nicht, startet in so einem Fall eine randomisierte Lotterie.
Aus allen rechtzeitig übermittelten Ergebnissen werden nun zufällig die 14 Miner ausgelost, die der Validator im letzten Arbeitsschritt an die Blockchain als Empfänger übermittelt hat. Liegen die übermittelten Werte in dem vom Helium-Netzwerk erwünschten Bereich, erhälten diese 14 Miner einen einen Reward. Liegen die Werte außerhalb dieses Bereichs, z.B. weil die Miner einen zu geringen Abstand zueinander haben, wird dies durch ein “invalid” im Explorer gekennzeichnet und man erhält keinen Reward.
Diese “Lotterie-Funktion” soll für eine gerechte Verteilung der Rewards unter allen Hotspots sorgen, die aktiv an der korrekten Übermittlung der RSSI und SNR-Werte teilnehmen.
Was im Grunde genommen eine wunderbare Funktion ist, wenn es um Fairness bei der Vergabe der Rewards geht, bedeutet auf der anderen Seite aber auch, dass ihr unter Umständen für keinen einzigen Helium Miner, den ihr bisher gewitnessed habt, in Zukunft auch garantiert einen Reward erhalten werdet, wenn dieser wieder mal einen Beacon sendet.
Hilfe, meine Helium Antenne bringt keine Rewards
Viele Neueinsteiger die von diesem Prozess noch nie etwas gehört haben sind fälschlicherweise der Meinung, dass sie nach einem Upgrade ihrer Antenne und Kabel nun auch auf Anhieb jeden Hotspot der sich in ihrer Umgebung befindet witnessen müssten. Da diese Vorstellung kaum weiter von der Realität entfernt sein könnte, kommt es unter Umständen zu der fälschlichen Annahme, dass die erworbene Antenne defekt oder von minderer Qualität sein muss.
Dieses “Problem” wird um so deutlicher, wenn der Miner sich in einer Umgebung befindet, die bereits stark mit Hotspots gesättigt ist. In Großstädten und deren näherer Umgebung ist es oftmals keine Seltenheit, dass selbst ein weniger gut platzierter Hotspot mit seiner originalen Helium Antenne in der Lage ist, dutzende umliegende Miner mit seinen Beacons zu erreichen.
Macht sich jemand in so einem Areal die Mühe und hat gleichzeitig das Glück, die Helium Antenne am bestmöglichen Ort anzubringen, sinkt eure Wahrscheinlichkeit am Ende die Lotterie zu gewinnen und einen Reward zu erhalten enorm.
Sendet in einem mit anderen Minern dicht besiedelten Gebiet ein so gut platzierter Hotspot, z.B. vom Dach eines Hochhauses aus, einen Beacon, so wird dieser problemlos über große Distanzen von mehreren hunderten Minern registriert. Rein statistisch gesehen werdet ihr einen solchen Helium Miner ca. 3-5 mal pro Jahr in eurer Liste der gewitnesseten Hotspots wiederfinden
Wie viele Beacons empfängt mein Miner denn dann tatsächlich? Erfahrungsbericht
Da kommt das eingangs erwähnte Tool zum Einsatz. Auch wenn das Verhältnis bei jedem Miner anders ist und der Standort dieses maßgeblich beeinflusst, möchte ich anhand meines eigenen Hotspots einmal deutlich machen, wie groß der Unterschied zwischen tatsächlich gewitnessten Beacons und denen, für die ihr einen Reward erhaltet, ausfallen kann.
Auf dem Bild seht ihr einen kleinen Ausschnitt aus dem Log meines Miners. In einem Zeitraum von rund sechs Stunden hat mein Miner 13 Beacons gewitnessed und diese auch erfolgreich an den verbundenen Validator übermittelt.
Schauen wir uns diesen Zeitraum nun im Helium Explorer an, so sehen wir, dass dort nur 2 gewitnessede Beacons auftauchen. Das bedeutet, wir in diesem sehr schmalen Zeitraum für ~15% der durch unseren Hotspot registrierten Beacons letztendlich auch einen Reward erhalten.
Hinweis: (Bitte lasst euch nicht durch die unterschiedlichen Zeitangaben irritieren. Das Zeitfenster, in der ein Beacon erfolgreich gemeldet werden kann, beträgt rund 20 Minuten, plus das Tool erfasst alle Events quasi nach Winterzeit mit einer Stunde weniger.)
Zum Zeitpunkt, als der Screenshot entstanden ist, lief die Aufzeichnung seit insgesamt 5 Tagen. Wie ihr oben sehen könnt, sind in dem Zeitraum insgesamt 256 Beacons erfolgreich registriert und übermittelt worden. Einen Reward habe ich hingegen nur für exakt 30 davon erhalten, womit wir bei knappen 12% landen. Ich gehe davon aus, dass sich auf lange Sicht in meinem Fall dieser Wert bei rund 10% einpendeln dürfte.
Leider habe ich keine allgemeine Liste finden können, die Auskunft darüber gibt, auf welchen Hotspots dieses Tool installiert werden kann. Solltet ihr euch mit dem Thema “SSH-Zugriff” auseinandergesetzt haben und wisst, dass euer Miner diese Art der Kommunikation unterstützt, solltet ihr im Netz oder auf Discord in einem entsprechenden Kanal mal nach “Helium Miner Log Analyzer” suchen. Besonders auf Discord findet man häufig Leute aus der Community, die bereit sind, euch dabei zu unterstützen, dieses Tool auf eurem Gerät zum Laufen zu bringen.
Fazit meiner Erfahrungen
Ich hoffe, dass euch dieser Artikel verdeutlichen konnte, wie groß tatsächlich der Faktor “Zufall” beim Helium-Mining ist und welche Rolle er spielt. In eurem persönlichen Fall kann dieser Wert natürlich deutlich besser oder aber auch noch wesentlich schlechter ausfallen. Ich würde aufgrund meiner Umgebung meinen eigenen Wert tatsächlich irgendwo im Mittelfeld einordnen
Um noch ein weiteres (zugegebenermaßen extremes Beispiel) zu geben, schaut euch diesen Hotspot an: LONG LIME MOLE
Obwohl sich dieser Miner weniger als 5 Kilometer von meinem eigenen entfernt befindet, habe ich diesen in einem Zeitraum von knapp einem Jahr sage und schreibe nur ein einziges Mal gewittnessed. Und damit dürfte ich immer noch großes Glück gehabt haben. Da sich an dem Standort nichts außer Wald und Wiesen befindet und der Miner mit einer Höhe von 70m angegeben ist, gibt es quasi nur eine einzige Möglichkeit, wo er installiert wurde. Und das ist auf einem Windrad! Eine Location, von der die meisten von uns nur träumen können und das Paradebeispiel schlechthin dafür, wie wichtig die Höhe, auf der die Antenne angebracht werden kann, am Ende des Tages tatsächlich ist.
Sendet dieser Miner einen Beacon, so wird er unter Garantie ohne weiteres von mehreren tausend anderen Hotspots registriert, wovon am Ende wie gewohnt nur 14 einen Reward bekommen. Ich hätte vielleicht am gleichen Tag noch Lotto spielen sollen… :-)